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Podiumsgespräch „Schweizerdeutsch“: Blick über den Tellerrand in Basel

Am 12. Juni 2018 hat in Basel auf Einladung der Basler IG Dialekt das Podiumsgespräch „Schweizerdeutsch“: Blick über den Tellerrand stattgefunden. Mit von der Partie waren vier Mitglieder unseres Vorstandes: Martina Heer, Sandro Bachmann, Anne-Regula Keller und Luzius Thöny. Moderiert wurde das Gespräch vom Basler Felix Rudolf von Rohr.

Ziel des Gespräches war es, eine „Auslegeordnung“ von Mundart und Mundartpflege in der ganzen Deutschschweiz zu machen. Es ging um die Gegenwart und Zukunft der schweizerdeutschen Dialekte, das Nebeneinander von Hochdeutsch und Dialekt, (fast) vergessene Mundartwörter und einiges mehr. Ausserdem gab es Gelegenheit für das Publikum, Fragen zu stellen oder sich mit sonstigen Anliegen rund um das Thema Dialekt zu Wort zu melden. Moderiert wurde das Gespräch von Felix Rudolf von Rohr.

Ankündigung: Jubiläumsanlass des VSD am 15. Dez. 2018

Der Verein Schweizerdeutsch wurde im Jahr 1938 von Adolf Guggenbühl und Eugen Dieth als «Bund Schwyzertütsch» zum Schutz der Schweizer Mundart und Dialektvielfalt gegründet. Seit 1990 heisst er «Verein Schweizerdeutsch». In diesem Jahr feiert der Verein sein 80-jähriges Bestehen.

Zur Feier des Jubiläums veranstaltet der Verein im Dezember 2018 einen Jubiläumsanlass, an dem unsere Mundarten ganz im Vordergrund stehen sollen. Ziel ist es insbesondere, den VSD wieder stärker als Dachorganisation verschiedener dialektinteressierter und -pflegerischer Lokalgruppen zu etablieren. An der im Rahmen des Jubiläumsanlasses stattfindenden Generalversammlung sollen ausserdem die Vereinsstatuten überarbeiten und der Verein so fit für das 21. Jahrhundert gemacht werden.

Die Jubiläumsveranstaltung wird am 15. Dezember im Schloss Greifensee stattfinden. Ein detailliertes Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle bekanntgegeben.

PS: Über unser Jubiläum wurde am Do., 26. April, in der “Schnabelweid” berichtet (ab 21 Uhr auf Radio SRF1; Aufzeichnung, ab 43:10 min).

Themendossier des Instituts für Mehrsprachigkeit: Schweizerdeutsch & Schule

Das Institut für Mehrsprachigkeit an der Universität Freiburg i.Ü. sammelt seit vielen Jahren Literatur zur Mehrsprachigkeit in der Schweiz. Die gesammelte Literatur wird online in einem Webportal öffentlich zugänglich gemacht. Das Webportal enthält u.a. auch ein Themendossier zum Thema „Schweizerdeutsch & Schule“, in welchem eine grosse Zahl an Publikationen (Zeitungsartikel, Zeitschriftenartikel usw.) zu diesem Thema verzeichnet ist.

Die Bearbeiter des Themendossiers schreiben dazu folgendes:

Das Dossier «Schweizerdeutsch und Schule» erlaubt Einblicke in die Didaktik sowie in das Nachdenken über das Nebeneinander von Dialekt und Standardsprache in der Schule. Bibliographiert wurden Lehrmittel, Presseberichte, graue Papiere und wissenschaftliche Studien von den 1950er Jahren bis in die jüngste Gegenwart.

Aus technischen Gründen ist leider eine direkte Verlinkung auf das Themendossier nicht möglich. Der Zugriff auf das Themendossier gelingt wie folgt:

Zum Tod von Stefan Sonderegger

Am 7. Dezember 2017 ist Prof. em. Dr. Stefan Sonderegger im 91. Lebensjahr verstorben. Er war ordentlicher Professor für germanische Philologie am Deutschen Seminar der Universität Zürich bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994. Sein wissenschaftliches Wirken galt besonders dem Althochdeutschen sowie der Orts- und Flurnamenkunde (Toponymie) und der Dialektologie in der Deutschschweiz.

Todesanzeige: Link

Nachruf bei der NZZ: Dominierende Persönlichkeit mit grossem rhetorischem Flair

Wikipediaartikel: Stefan Sonderegger

Zum Tod von Hanery Amman

Nachrufe:

Aus seiner Feder stammten die Schweizer Hits, die vor allem Polo Hofer berühmt machten. Nun ist Hanery Amman im Alter von 65 gestorben. Mehr auf: Tages-Anzeiger

Die Seele des Mundartrock: Mehr auf: NZZ

Der begnadete Komponist und Pianist Hanery Amman schrieb Schweizer Musikgeschichte. Ein knappes halbes Jahr nach Polo Hofer ist auch der zweite Mundart-Pionier 65-jährig an Krebs gestorben. Mehr auf: Solothurner Zeitung

Mundartliteratur: Neuerscheinungen 2017

Läsiblüescht

Prättigauer und Davoser Dialekttexte aus 159 Jahren.
Herausgegeben von der Walservereinigung Graubünden

ISBN: 978-3-909210-05-3
Walservereinigung Graubünden
erhältlich bei der Druckerei Landquart und im Buchhandel.
Peter Eggenberger: Vo gschiide ond tomme Lüüt

Vo gschiide ond tomme Lüüt“ von Peter Eggenberger, 124 Seiten, illustriert, Appenzeller Verlag, Fr. 22.–, erhältlich im Buchhandel, beim Verlag und beim Autor (ISBN 978-3-85882-761-6)
(10. Buch der Reihe „Kurzgeschichten im Kurzenberger Dialekt“)

Die Verlagszeitschrift „Die Zeile“ zur Neuerscheinung: „Erstaunliche Zwischenfälle und schier unglaubliche Tatsachen prägen dieses Buch. Im Mittelpunkt stehen Leute wie du und ich. Menschen, die intelligent und witzig-schlau agieren oder aber sich reichlich naiv verhalten…“

Dialekt-Kenner Christian Schmid, Radio SRF: Eggenberger ist ein Profi. Er schreibt witzige runde Geschichten und erzählt diese gekonnt. Die Zusammenarbeit mit ihm ist jedes Mal ein Vergnügen.

Auskunft Nr. 2017-01: Seda

Frage:

Liebe Mundart-Experten, könnt ihr erklären, woher der Ausdruck «Seda» stammt, wenn man jemandem etwas gibt, und zu welchem Dialekt er gehört?

Antwort:

Über oder se (da) hets a lenga Artikù im Band 7 vom Schwizerische Idiotikon. , se, ssä sygi eerschtens a Interjektion, auso as Usruefwort, «zur Erregung der Aufmerksamkeit». As het d Bedütig «hee, pass uuf» i Sätz wi Sä, du Tschaupi, du trappisch mer uf d Hüenerouge oder sä, wo brönnts u d Bedütig «la gsee, chomm» i Sätz wi Sä, trink doch oo oder sä, los nöijis.
Zweitens – wy hütt vor alùm – hiisst «da, nimm» ù begleitet ds Gää. Wy bi tiens u tenez im Französische gits zu o di auti Höflichkiits- oder Pluralform sänd oder sät. Sänd, das isch üüwers oder sät, da heit dr non es Trinkgäutli. Bi üüs im Senslerdütsche gits analog zu de wäutschi Luttig no (da) oder tschä! Sozsääge a Müschig zwüschem aute germanische ù Französisch tiens.
Dem Wort het mù scho im Gootische chene begägne, ara germaanischi Spraach, wo lengschtens uusgschtorben isch. As isch auso uuraut. Im Authoochdütsche het mù probiert, das Ruefwort a ds Weerb sehen aazlääne; drum gits für di schrüftdütschi Übersetzig «lass sehen». , ssä het aber weder mit «sehen» no mit «saisir» epis z tüe, as isch as Wort für sich.
Ursprünglich gits daas auso i aune Tütschschwyzer Dialäkt – ù no drùberuus.

Antwort von Christian Schmutz, Radio SRF

Treffen der Dialektologen im Breisgau

Die alemannischen Dialektforscherinnen und -forscher haben sich im Oktober zu einer Arbeitstagung in Freiburg i. Br. getroffen. Dabei brachten viele interessante Projekte neue Erkenntnisse.

Seit über 50 Jahren versammeln sich Leute, die sich beruflich mit Mundarten beschäftigen, im Dreijahres-Rhythmus zu einer Arbeitstagung.  Mitte Oktober fand sich eine Gruppe mit rund 80 Personen aus der Alemannia (Süddeutschland, Elsass, Vorarlberg, Deutschschweiz) in Freiburg im Breisgau. Während zweieinhalb Tagen machten sie sich ein Bild von den aktuellen Entwicklungen in der Mundartforschung. Und beim Festanlass kam das Gesellige nicht zu kurz. Der Mundartdichter und Sprachverwurstler Stefan Pflaum holte die Sprachforscher ab.

Von dänk über kolümnele bis Schtyykch – alles Schweizerdeutsch

Hier lose ein paar fachliche Rosinen aus dem reich befrachteten Programm:

  • Helen Christen, Professorin an der Uni Freiburg (CH), sprach im Eröffnungsvortrag über Satzbestandteile, die im Schweizerdeutschen zu Partikeln werden. Die Wörter dänk, gloub, meini, schints schränken die Gültigkeit einer Satzaussage ein. «Der Sprecher kommentiert mit ihnen einen Sachverhalt mit Faktizität und Eventialität», sagte Christen. Dänk, gloub, meini, schints seien nur schwer zu übersetzen.
  • Mirjam Weder, Karin Madlener und Sophie Dettwiler (Unis Basel und Lausanne) untersuchen produktive Verben auf -le/-ele, die auf Nomen zurückgehen. Feste Formen wie zmörgele, tökterle, käfele sind Vorbilder für kreative Neuschöpfungen wie facebookele, kolümnele, whatsäpple oder interviewle. Schweizerdeutsch kann sich täglich verändern.
  • Raphael Berthele, Mehrspachigkeitsprofessor an der Uni Freiburg (CH), verglich die regelmässigen Diskussionen ums Mundartlernen mit denjenigen ums Fremdsprachenlernen. Bei beiden gebe es viele Stereotypen und Vorurteile, welche vom Zeitgeist geprägt seien. Berthele forderte wortgewandt mehr Forschung und weniger Meinung.
  • www.sprachatlas.ch heisst eine neue Internetseite über den Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS). Die Idiotikon-Redaktion macht darauf einige Originaldaten, -notizen und -karten aus dem Archiv zugänglich und erleichtert so das Forschen. Zusätzlich ist bei der Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften eine Broschüre über Bedeutung und Hintergründe des SDS herausgekommen.
  • Rebekka Studler von den Uni Basel hat die Einstellungen der Deutschschweizer gegenüber Dialekt und Standard untersucht und mit früheren Studien verglichen. Alte Stereotypen gegenüber dem Standard bleiben zwar, doch insgesamt wird der Umgang mit der hochdeutschen Variation immer selbstverständlicher. Er ist weniger belastet und weniger problematisch.
  • Christa Schneider und David Bichsel von der Uni Bern haben sich gefragt: «Can you English?» Wie sprechen die Berner englische und für Schweizer Ohren ungewohnte Laute wie in Pub, Update, etc. sowie in Steak aus? Gerade bei Steyk vs. Schtyykch zeigt sich, dass die mittlere Generation gern über das Ziel hinausschiesst. Auch gibt es Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Sprechern.
  • Aber auch im süddeutschen Raum wird viel geforscht. Javier Caro Reina hat dabei eine neue Einteilung des alemannischen Sprachraums propagiert. Es sei entscheidend, ob der Schwerpunkt eher auf der Silbenaussprache oder auf der Wortaussprache liege. Mit einer eigenen Analyse versuchte er, diese Typologie noch zu verfeinern.

Christian Schmutz, Oktober 2017

Zum Tod von Polo Hofer – Vater des Schweizer Mundart-Rocks

Der Berner Mundart-Rockmusiker Polo Hofer – bekannt als «Polo National» – ist am 22. Juli 2017 im Alter von 72 Jahren gestorben. Hier eine Auswahl an Nachrufen und Erinnerungen aus Deutschschweizer Medien

Polo Hofer – vom Hippie und Popstar zum Schweizer des Jahres
wat.is/Hfi85BAAz40J:DhC

«Tschou zäme, isch schön gsy!» – Mundartrocker Polo Hofer im Alter von 72 Jahren gestorben
wat.is/Hfi85BAAzYMAupzC

Zum Tod von Polo Hofer «Gopfristutz e Kiosk»
www.nzz.ch/feuilleton/schweizer-mundartrocker-polo-hofer-ein-weltstar-der-schweizer-ist-gestorben-ld.1307654

Polo Hofer – Ein Weltstar der Schweizer
www.nzz.ch/schweizer-mundartrocker-polo-hofer-gestorben-ein-weltstar-der-schweizer-ld.1307657

NZZ_Polo Hofer_Interview_2006: «Die Groupies wären jetzt Mütter»
www.nzz.ch/articleDGISZ-1.2068

«Kiosk», «Teddybär», «Alperose»: die grössten Hits von Polo Hofer im Video
www.solothurnerzeitung.ch/schweiz/kiosk-teddybaer-alperose-die-groessten-hits-von-polo-hofer-im-video-131552531

Mit Polo National verliert die Schweiz ihren grössten Volkssänger – eine Würdigung
www.solothurnerzeitung.ch/kultur/musik/mit-polo-national-verliert-die-schweiz-ihren-groessten-volkssaenger-eine-wuerdigung-131552491

«Stüehl ewäg» – Erinnerungen in Bildern
www.nzz.ch/feuilleton/bildstrecke/zum-tod-von-polo-hofer-stueehl-eweg-ld.108279

Pedro Lenz über Polo Hofers Mundart: „Er hatte für jedes Lebensgefühl eine Sprache»
Für Schriftsteller und «Nordwestschweiz»-Redaktor Pedro Lenz war Polo Hofer ein Vorbild: Lenz schreibt exklusiv für die «Nordwestschweiz», wie Polo National ihn ermutigt hat, Geschichten in verständlicher Umgangssprache zu erzählen.
www.aargauerzeitung.ch/kultur/musik/pedro-lenz-ueber-polo-hofer-72-er-hatte-fuer-jedes-lebensgefuehl-eine-sprache-131555490

Polo national, der Linke
Ausgerechnet ein Kiffer entwickelte sich zum Lieblingsmusiker der Nation. Dabei blieb er politischer, als sich wohl mancher Fan bewusst war.
www.tagesanzeiger.ch/18129721

Eines der letzten Interviews_Aug.2016_Polo über die Diagnose Lungenkrebs: «Ich habe meine Sterblichkeit immer akzeptiert»
Schon seit geraumer Zeit machte sich die Schweiz Sorgen um den Gesundheitszustand von Mundart-Rocksänger Polo Hofer (72†). Im «Talk Täglich» von Tele Bärn verriet Hofer im August 2016, dass er an Lungenkrebs litt. Es war eines der letzten Interviews, das Hofer gab.
www.solothurnerzeitung.ch/schweiz/polo-ueber-die-diagnose-lungenkrebs-ich-habe-meine-sterblichkeit-immer-akzeptiert-130530259