Auskunft Nr. 2023-3: Mach mi nöd watz!

Wenn ich als Kind mit meiner Mutter stritt, sagte sie immer «mach mi nöd watz.» Das bedeutete, dass sie jetzt nicht weiter diskutieren wollte und somit die Diskussion als beendet zu betrachten war. Woher kommt dieser Ausdruck?

– U. E.

Antwort der Sprachstelle:

Nach dem grossen Wörterbuch des Schweizerdeutschen (Schweizerisches Idiotikon) gibt es im Schweizerdeutschen das Adjektiv watz, seltener auch gwatz oder watsch (Id. 16, 2370). Dieses hat allerdings eine Bedeutung, die nicht genau zum genannten Beispiel passt, es bedeutet nämlich: „begierig, erpicht auf“ oder „lebendig, munter“. Man kann vermuten, dass das Wort auch in einem weiteren Sinn „aufgeregt“ oder sogar „wütend“ bedeutet haben könnte, womit es dann zum Beispiel stimmen würde.

Im Schweizer Mundartkorpus findet man unter anderem einen Beleg aus dem Kanton Aargau, der die gleiche Verwendung zeigt:
«Denn was d’do verzellt hesch, das macht mi so watz…» (Arnold Emanuel Gysi, 1899, Kanton Aargau)

Auch für den Kanton Zürich findet man einen entsprechenden Beleg:
«Das hät do de Willy watz g’macht.» (Emilie Locher-Werling, ca. 1914, Kanton Zürich)

Wie sich auf Nachfrage bei der Fragestellerin herausstellte, war ihre Mutter mit Jahrgang 1923 in Wollishofen ZH aufgewachsen, hatte aber väterlicherseits Grosseltern aus Baden AG. Einige Indizien weisen also in den Raum Aargau/Zürich. Tatsächlich findet man das Wörtchen auch im Aargauer Wörterbuch von Jakob Hunziker von 1877, allerdings nur in der Wendung watz si (uf öpis), „gierig, erpicht sein auf etwas“. Im Zürichdeutschen Wörterbuch von H. Gallmann (2. Auflage 2010, S. 521) ist das Wort mit „scharf, begierig“ übersetzt.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 22.8.2023)

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