Willkommen beim Mundartforum

Willkommen beim Mundartforum!

Das Mundartforum ist eine Webplattform für alles, was mit den schweizerdeutschen Dialekten zu tun hat. Es bietet allen interessierten Personen – egal, ob Sie sich nun in wissenschaftlichem oder künstlerischem Kontext mit Dialekten beschäftigen oder einfach sonst Freude am Dialekt haben – eine Plattform zur Vernetzung, zum Austausch und zur Zusammenarbeit.

Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zum Verein Mundartforum, zu seinen Aktivitäten und Publikationen, eine Agenda mit Veranstaltungshinweisen, Informationen zur Sprachstelle des Vereins und ausserdem zahlreiche Verzeichnisse, Links und weitere Inhalte zum Thema Mundart.

Zur Webplattform kann jede und jeder selbst etwas beitragen: Wir nehmen sehr gerne Veranstaltungshinweise, Ergänzungen zu den Linklisten und Verzeichnissen sowie sonstige Verbesserungsvorschläge entgegen.

Wir wünschen viel Spass beim Stöbern!

Internationaler Museumstag 2024

Die Museen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein feiern im Mai 2024 den Internationalen Museumstag und laden das Publikum ein, die Vielfalt der Museumslandschaft zu entdecken.

Rund um diesen Tag veranstalten auch die Museen in der Schweiz und in Liechtenstein Veranstaltungen und Feierlichkeiten, die sich über den ganzen Mai erstrecken.

Im Rahmen des Museumstages – der in diesem Jahr einen ganzen Monat dauert – öffnen wir am Samstag, 25.5.2024, das Mundartliteratur-Archiv in Solothurn. Das Archiv steht für Besucherinnen und Besucher offen von 9:00 bis 16:00. Der Eintritt ist gratis.

Weitere Informationen zum Museumstag auf www.museums.ch

Informationen zum Mundartliteratur-Archiv

Seite des Mundartliteratur-Archivs bei museums.ch

Glarner Mundartwörterbuch erschienen

Frisch ab Presse: Das neue Glarner Mundartwörterbuch ist da! Entdecken Sie unter rund 12’000 Stichwörtern bekannte, seltene, fast vergessene und überraschende Ausdrücke der Glarner Mundart. Mit einer Einleitung zum Glarner Dialekt Redewendungen, Personennamen und einem hochdeutschen Register.

Das Buch erscheint als Band 17 in unserer Buchreihe „Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allgemeinverständlicher Darstellung“.

Es ist erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag: https://baeschlinverlag.lesestoff.ch/…/ISBN-9783855464135/

Mitgliederversammlung 2024 in Bern

Der Vereinsvorstand freut sich, zur jährlichen Mitgliederversammlung des Vereins einladen zu dürfen. Diese findet am Samstag, 9. März 2024, ab 14:15 Uhr in Bern statt. Ort der Versammlung ist das B. Blinden- und Behindertenzentrum Bern (B-Bern, Neufeldstrasse 95, 3012 Bern; Sitzungsraum 1; Lageplan).

Im Anschluss an die Versammlung haben wir die Gelegenheit, die Forschungsstelle für Namenkunde an der Universität Bern zu besuchen, wo das «Ortsnamenbuch des Kantons Bern» erarbeitet wird. Die Forschungsstelle befindet sich wenige Gehminuten vom Blinden- und Behindertenzentrum entfernt im Unitobler-Gebäude. Mitarbeiter des Projekts werden uns dort das Ortsnamenbuch vorstellen, die Orts- und Flurnamensammlung zeigen, die redaktionellen Abläufe erklären und Fragen beantworten.

Einladung (PDF)

Anmeldung (bis am 1. März): Hier anmelden

Gäste sind herzlich willkommen!

Nun hat auch Solothurn eine Mundartorganisation

In Solothurn wurde kürzlich der Solothurner Mundartverein gegründet. Vorläufig umfasst sein Einzugsgebiet das Gebiet um Solothurn, die Bezirke Lebern mit Grenchen, Wasseramt und Bucheggberg samt angrenzendem Bernbiet am Jurasüdfuss sowie den Bezirk Thal hinter der ersten Jurakette. Sein Ziel ist es, die Bevölkerung mit Veranstaltungen von Lesungen über Poetry Slam, Mundartsongs, wissenschaftlichen Vorträgen zu Schreibwettbewerben etc. zu sensibilisieren für die Kraft und den Reichtum der Mundart. Er will auch die Unterschiede zwischen den Dialektregionen aufzeigen und Freude an der Beobachtung der hiesigen Mundart und ihrer unausweichlichen Entwicklung wecken.

Bereits hat der junge Verein den «Mundarttag.23» am 28. Oktober in Solothurn organisiert. Nun kümmert sich der Vorstand um den Aufbau einer Website und um die Planung weiterer Anlässe. Vorgesehen ist, dass der neue Verein eine Sektion des Dachverbands Mundartforum wird.

Vorläufiger Kontakt: Vinzenz Wyss, Präsident, Tel. 079 821 18 51, wysv@zhaw.ch

Vorstellung des Solothurner Mundartvereins in der SRF-Sendung «Dini Mundart/Schnabelweid» am 14. 12.2023: https://www.srf.ch/audio/dini-mundart-schnabelweid/sebastian-steffen-i-wett-i-choennt-franzoesisch?id=12506121 (ab Minute 0:44)

 

Auskunft Nr. 2023-3: Mach mi nöd watz!

Wenn ich als Kind mit meiner Mutter stritt, sagte sie immer «mach mi nöd watz.» Das bedeutete, dass sie jetzt nicht weiter diskutieren wollte und somit die Diskussion als beendet zu betrachten war. Woher kommt dieser Ausdruck?

– U. E.

Antwort der Sprachstelle:

Nach dem grossen Wörterbuch des Schweizerdeutschen (Schweizerisches Idiotikon) gibt es im Schweizerdeutschen das Adjektiv watz, seltener auch gwatz oder watsch (Id. 16, 2370). Dieses hat allerdings eine Bedeutung, die nicht genau zum genannten Beispiel passt, es bedeutet nämlich: „begierig, erpicht auf“ oder „lebendig, munter“. Man kann vermuten, dass das Wort auch in einem weiteren Sinn „aufgeregt“ oder sogar „wütend“ bedeutet haben könnte, womit es dann zum Beispiel stimmen würde.

Im Schweizer Mundartkorpus findet man unter anderem einen Beleg aus dem Kanton Aargau, der die gleiche Verwendung zeigt:
«Denn was d’do verzellt hesch, das macht mi so watz…» (Arnold Emanuel Gysi, 1899, Kanton Aargau)

Auch für den Kanton Zürich findet man einen entsprechenden Beleg:
«Das hät do de Willy watz g’macht.» (Emilie Locher-Werling, ca. 1914, Kanton Zürich)

Wie sich auf Nachfrage bei der Fragestellerin herausstellte, war ihre Mutter mit Jahrgang 1923 in Wollishofen ZH aufgewachsen, hatte aber väterlicherseits Grosseltern aus Baden AG. Einige Indizien weisen also in den Raum Aargau/Zürich. Tatsächlich findet man das Wörtchen auch im Aargauer Wörterbuch von Jakob Hunziker von 1877, allerdings nur in der Wendung watz si (uf öpis), „gierig, erpicht sein auf etwas“. Im Zürichdeutschen Wörterbuch von H. Gallmann (2. Auflage 2010, S. 521) ist das Wort mit „scharf, begierig“ übersetzt.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 22.8.2023)

Auskunft Nr. 2023-2: Kafi für al(l)i

Würdet ihr alle auf Züritüütsch mit einem oder zwei –l– schreiben? Ich tendiere zu ali, bin aber unschlüssig, ob das dann auch von Hinz und Kunz korrekt gelesen und verstanden wird. Es geht um einen Claim Kafi für ali bzw. Kafi für alli. Ich wäre dankbar um eine Meinung von Mundart-Fachleuten.

– Merita

Antwort der Sprachstelle:

Zunächst ist zu sagen, dass es für das Schweizerdeutsche keine verbindliche Rechtschreibung gibt. Streng genommen gibt es also kein „richtig“ oder „falsch“. Was es aber gibt sind Leitfäden mit Empfehlungen. Der wahrscheinlich bekannteste Leitfaden ist die sogenannte Dieth-Schrift, erfunden um 1940 herum von Prof. Eugen Dieth. Das Grundprinzip dieser Schreibweise ist „schreibe, wie du sprichst“. Nach der Dieth-Schrift müsste für das Zürichdeutsche ali geschrieben werden, denn man sagt dort effektiv nur ein -l-. Dies im Gegensatz zu anderen Regionen der Deutschschweiz, z.B. Aargau, Innerschweiz usw., wo doppelte (bzw. lange) –l– gesprochen werden, z.B. in Halle, Chelle usw. gegenüber zürichdeutsch Hale, Chele usw.

Zu Bedenken gilt es, dass jede Schreibweise des Dialekts abwägen muss zwischen dem Prinzip „schreibe, wie du sprichst“, also der möglichst genauen Wiedergabe der Laute, die wir hören, und der Nähe zur Schriftsprache auf der anderen Seite. Letzteres ist ebenfalls wichtig, da wir uns zum Lesen/Schreiben die Schriftsprache gewohnt sind. Wenn man davon zu stark abweicht, wird es schwierig zu lesen.

Im vorliegenden Fall hat man also das Dilemma, dass man aufgrund der Lautung eigentlich ali schreiben sollte, dass aber alli näher an der Schriftsprache und damit vermutlich etwas leichter lesbar wäre. Persönlich würde ich dennoch die erste Variante empfehlen, da sie näher an der zürichdeutschen Aussprache dran ist.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)

GV 2023 in Baden AG

Der Vereinsvorstand freut sich, Sie in diesem Jahr persönlich an der Mitgliederversammlung des Vereins begrüssen zu dürfen. Diese findet statt am Samstag, 4. März 2023, in Baden im Kanton Aargau. Alle weiteren Informationen zum Programm, Anmeldung usw. finden Sie auf der Seite GV 2023.

Auskunft Nr. 2023-1: Fläschene

Ich frage mich, woher die Endung -ene im Plural bei gewissen Substantiven kommt: Fotene, Firmene, Sytene… Ist das ein (wenn ja, wahrscheinlich aargauisch-solothurnischer) Dialekt, gibt es eine Regel für Wörter, deren Plural auf diese Weise gebildet wird? Heute in einem Onlineseminar gehört: Schuelene, Kopiene. 😉

– Martina

Antwort der Sprachstelle:

In der Tat ist diese –ene-Pluralbildung im Schweizerdeutschen etwas Auffälliges und scheint sich gegenwärtig auszubreiten. Das Phänomen ist in älterer Zeit vor allem im Raum Bern/Freiburg heimisch, kommt aber mittlerweile auch andernorts in der Deutschschweiz vor. Es gibt eine Untersuchung dazu von Frau Prof. D. Nübling, die dieser besonderen Pluralendung in einem Fachaufsatz von 2008 nachspürte. Grundsätzlich ist es so, dass die Anfänge dieser Pluralbildung bereits im Althochdeutschen vorhanden waren, das Phänomen jedoch zunächst sehr marginal war und ursprünglich nur bei ganz wenigen Wörtern vorkam.

Am Anfang standen wohl Wörter des Typs die Breite (basierend auf dem Adjektiv breit), die Höhe (zu hoch) usw., die seit jeher einen Plural auf –ene hatten, also Breitene, Höchene, Tüüffene usw. Offenbar hat man dieses Muster dann als „praktisch“ empfunden und es zunächst auf andere weibliche Substantive übertragen, wie Fläschene, Siitene, Firmene, Chilene, Fotene usw. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die normalen Feminina keine explizite Pluralendung mehr hatten; es hiess also zum Beispiel Sg. Siite = Pl. Siite, was etwas ungünstig war. Um den Plural deutlicher zu markieren, hat man sich also bei einem anderen Worttyp „bedient“ und die Endung –ene eingeführt.

Zweitens hat der Typ Königin (also weibliches Pendant zu König), Plural Königinnen, analog dazu Lehrerinnen, Müllerinnen usw. vielleicht einen Einfluss gehabt und ist möglicherweise mit dem obengenannten Typ teilweise verschmolzen.

Literatur:

Nübling, Damaris (2008): „Was tun mit Flexionsklassen? Deklinationsklassen und ihr Wandel im Deutschen und seinen Dialekten“. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 75/3, 282–330 (bes. S. 317f.).

 

 

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)