Monatsarchive: April, 2021

Auskunft Nr. 2021-01: Fèrie oder Feerie?

Frage:

Meine Freunde sagen für „Ferien“ Feerie mit einem langen –ee– und ich sage Fèrie (das –è– so ausgesprochen wie bei Herbscht auf Züridütsch). Wissen Sie, wie es „richtig/original Züridütsch“ ausgesprochen wird oder von wo die andere Aussprechart kommt?

– N.B. aus Ottenbach ZH

 

Antwort der Sprachstelle:

In der Tat: Die schweizerdeutsche Aussprache des Begriffs „Ferien“ schwankt zwischen den beiden signalisierten Polen Feerie mit langem, sogenannt geschlossenem Lang-e, das sich nur schwach von der hochdeutschen Lautung Ferien abhebt und gewissermassen die gradlinige Fortsetzung der lateinischen Ausgangsform feriae (=Plural, mit langem –e- und langem –ae-) bildet. Ja, den alten Römern war das Wort feriae total geläufig; sie bezeichneten damit grundsätzlich Tage, an denen alle Geschäfte ruhten, das waren eben die vielen, offiziell vorgeschriebenen oder auch privaten Ruhe-, Feier- und Festtage der altrömischen Tradition.
Irgendwann schlüpfte der beliebte Ausdruck um 1500 auch in die deutsche Sprache der Gerichte und Universitäten sowie der sich später entwickelnden Schulen herüber und bildet heute einen beliebten sprachlichen Schwerpunkt unserer modernen Freizeitwirtschaft.

Erstaunlich: Darüber, wie die Ferien in den verschiedenen Mundarten der deutschen Schweiz genau heissen, beziehungsweise wie sie klingen, ist aus den einschlägigen Fachbüchern (Schweizerisches Idiotikon, Sprachatlas der deutschen Schweiz etc.) nur wenig zu erfahren. Im ersten Band des Schweizerischen Idiotikons (Sp. 917) konnte das Wort gerade einmal für das Zürcher Oberland und Glarus belegt werden. In älterer Zeit sagte man stattdessen Vakanz oder Urlaub.

Was nun hingegen den Kanton Zürich betrifft, so ist ohne Zweifel die Lautung mit kurzem –ä– absolut vorherrschend, in exakter Mundart-Umschrift: Fèrie. Diese Lautung bestätigt auch etwa das Zürichdeutsche Wörterbuch von Heinz Gallmann (2010, S. 181).

Die Lautung mit langem, hellem –ee– (Feerie) ist höchst „unzürcherisch“ und mag lediglich in der Peripherie des Zürcher Weinlandes auftreten; im Wesentlichen ist die ee-Form, welche der hochdeutschen Aussprache nahe steht, durchaus charakteristisch für die Nordostschweiz, vor allem Sankt Gallen und Thurgau, vermutlich auch Schaffhausen.

Die Lautgestalt Fèrie ist also im Knonauer Amt und somit auch in Ottenbach zweifellos die alteinheimische Form.

(Dr. phil. A. Egli und Dr. phil. L. Thöny)

Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz

Welche schweizerdeutschen Wörter müssen zugezogene Deutsche kennen, um sich im Alltag in der Ostschweiz zurechtzufinden?

Mit dieser Frage hat sich Christoph Schwarze, emeritierter Professor der Universität Konstanz, auseinandergesetzt. Als Resultat seiner Beschäftigung mit dem Thema ist im Jahr 2020 ein Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz erschienen. Das Büchlein lässt sich auf der Webseite der Universität Konstanz gratis herunterladen (Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz). Es dürfte für eingewanderte, sprachinteressierte Deutsche auch in anderen Regionen der Deutschschweiz von Interesse sein.

Zusammenfassung:

Es handelt sich um ein kleines kontrastives Wörterbuch. Den Kern der Schrift bildet eine alphabetische Liste von in der Ostschweiz gebräuchlichen Wörtern, die Deutschsprachigen ohne Schweizer oder alemannischen Hintergrund nicht vertraut sind. Es wird jeweils eine deutsche Übersetzung angegeben, ggfs. werden Bemerkungen zu Gebrauch und Redewendungen angefügt. Eine Einleitung erläutert die Konzeption des Wörterbuchs, und zwei Anhänge schließen es ab. Der erste beschreibt und begründet die gewählte Transkription des Schweizerdeutschen; im zweiten sind systematische Entsprechungen von Schweizerdeutschen und Standarddeutschen Lauten dargestellt.

 

SCHWARZE, Christoph, 2020. Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz. Tägerwilen: Selbstverlag. 16 Seiten.