Monatsarchive: März, 2023

Auskunft Nr. 2023-2: Kafi für al(l)i

Würdet ihr alle auf Züritüütsch mit einem oder zwei –l– schreiben? Ich tendiere zu ali, bin aber unschlüssig, ob das dann auch von Hinz und Kunz korrekt gelesen und verstanden wird. Es geht um einen Claim Kafi für ali bzw. Kafi für alli. Ich wäre dankbar um eine Meinung von Mundart-Fachleuten.

– Merita

Antwort der Sprachstelle:

Zunächst ist zu sagen, dass es für das Schweizerdeutsche keine verbindliche Rechtschreibung gibt. Streng genommen gibt es also kein „richtig“ oder „falsch“. Was es aber gibt sind Leitfäden mit Empfehlungen. Der wahrscheinlich bekannteste Leitfaden ist die sogenannte Dieth-Schrift, erfunden um 1940 herum von Prof. Eugen Dieth. Das Grundprinzip dieser Schreibweise ist „schreibe, wie du sprichst“. Nach der Dieth-Schrift müsste für das Zürichdeutsche ali geschrieben werden, denn man sagt dort effektiv nur ein -l-. Dies im Gegensatz zu anderen Regionen der Deutschschweiz, z.B. Aargau, Innerschweiz usw., wo doppelte (bzw. lange) –l– gesprochen werden, z.B. in Halle, Chelle usw. gegenüber zürichdeutsch Hale, Chele usw.

Zu Bedenken gilt es, dass jede Schreibweise des Dialekts abwägen muss zwischen dem Prinzip „schreibe, wie du sprichst“, also der möglichst genauen Wiedergabe der Laute, die wir hören, und der Nähe zur Schriftsprache auf der anderen Seite. Letzteres ist ebenfalls wichtig, da wir uns zum Lesen/Schreiben die Schriftsprache gewohnt sind. Wenn man davon zu stark abweicht, wird es schwierig zu lesen.

Im vorliegenden Fall hat man also das Dilemma, dass man aufgrund der Lautung eigentlich ali schreiben sollte, dass aber alli näher an der Schriftsprache und damit vermutlich etwas leichter lesbar wäre. Persönlich würde ich dennoch die erste Variante empfehlen, da sie näher an der zürichdeutschen Aussprache dran ist.

(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)