Am Samstag, 28. Oktober 2023, findet in Solothurn der «Mundarttag.23» statt. Zu diesem Anlass sind alle herzlich eingeladen!
Einladung und Programm (PDF)
Informationen zur Anmeldung (PDF)
Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmende!
Am Samstag, 28. Oktober 2023, findet in Solothurn der «Mundarttag.23» statt. Zu diesem Anlass sind alle herzlich eingeladen!
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Wenn ich als Kind mit meiner Mutter stritt, sagte sie immer «mach mi nöd watz.» Das bedeutete, dass sie jetzt nicht weiter diskutieren wollte und somit die Diskussion als beendet zu betrachten war. Woher kommt dieser Ausdruck?
– U. E.
Antwort der Sprachstelle:
Nach dem grossen Wörterbuch des Schweizerdeutschen (Schweizerisches Idiotikon) gibt es im Schweizerdeutschen das Adjektiv watz, seltener auch gwatz oder watsch (Id. 16, 2370). Dieses hat allerdings eine Bedeutung, die nicht genau zum genannten Beispiel passt, es bedeutet nämlich: „begierig, erpicht auf“ oder „lebendig, munter“. Man kann vermuten, dass das Wort auch in einem weiteren Sinn „aufgeregt“ oder sogar „wütend“ bedeutet haben könnte, womit es dann zum Beispiel stimmen würde.
Im Schweizer Mundartkorpus findet man unter anderem einen Beleg aus dem Kanton Aargau, der die gleiche Verwendung zeigt:
«Denn was d’do verzellt hesch, das macht mi so watz…» (Arnold Emanuel Gysi, 1899, Kanton Aargau)
Auch für den Kanton Zürich findet man einen entsprechenden Beleg:
«Das hät do de Willy watz g’macht.» (Emilie Locher-Werling, ca. 1914, Kanton Zürich)
Wie sich auf Nachfrage bei der Fragestellerin herausstellte, war ihre Mutter mit Jahrgang 1923 in Wollishofen ZH aufgewachsen, hatte aber väterlicherseits Grosseltern aus Baden AG. Einige Indizien weisen also in den Raum Aargau/Zürich. Tatsächlich findet man das Wörtchen auch im
(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 22.8.2023)
Würdet ihr alle auf Züritüütsch mit einem oder zwei –l– schreiben? Ich tendiere zu ali, bin aber unschlüssig, ob das dann auch von Hinz und Kunz korrekt gelesen und verstanden wird. Es geht um einen Claim Kafi für ali bzw. Kafi für alli. Ich wäre dankbar um eine Meinung von Mundart-Fachleuten.
– Merita
Antwort der Sprachstelle:
Zunächst ist zu sagen, dass es für das Schweizerdeutsche keine verbindliche Rechtschreibung gibt. Streng genommen gibt es also kein „richtig“ oder „falsch“. Was es aber gibt sind Leitfäden mit Empfehlungen. Der wahrscheinlich bekannteste Leitfaden ist die sogenannte Dieth-Schrift, erfunden um 1940 herum von Prof. Eugen Dieth. Das Grundprinzip dieser Schreibweise ist „schreibe, wie du sprichst“. Nach der Dieth-Schrift müsste für das Zürichdeutsche ali geschrieben werden, denn man sagt dort effektiv nur ein -l-. Dies im Gegensatz zu anderen Regionen der Deutschschweiz, z.B. Aargau, Innerschweiz usw., wo doppelte (bzw. lange) –l– gesprochen werden, z.B. in Halle, Chelle usw. gegenüber zürichdeutsch Hale, Chele usw.
Zu Bedenken gilt es, dass jede Schreibweise des Dialekts abwägen muss zwischen dem Prinzip „schreibe, wie du sprichst“, also der möglichst genauen Wiedergabe der Laute, die wir hören, und der Nähe zur Schriftsprache auf der anderen Seite. Letzteres ist ebenfalls wichtig, da wir uns zum Lesen/Schreiben die Schriftsprache gewohnt sind. Wenn man davon zu stark abweicht, wird es schwierig zu lesen.
Im vorliegenden Fall hat man also das Dilemma, dass man aufgrund der Lautung eigentlich ali schreiben sollte, dass aber alli näher an der Schriftsprache und damit vermutlich etwas leichter lesbar wäre. Persönlich würde ich dennoch die erste Variante empfehlen, da sie näher an der zürichdeutschen Aussprache dran ist.
(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)
Der Vereinsvorstand freut sich, Sie in diesem Jahr persönlich an der Mitgliederversammlung des Vereins begrüssen zu dürfen. Diese findet statt am Samstag, 4. März 2023, in Baden im Kanton Aargau. Alle weiteren Informationen zum Programm, Anmeldung usw. finden Sie auf der Seite GV 2023.
Ich frage mich, woher die Endung -ene im Plural bei gewissen Substantiven kommt: Fotene, Firmene, Sytene… Ist das ein (wenn ja, wahrscheinlich aargauisch-solothurnischer) Dialekt, gibt es eine Regel für Wörter, deren Plural auf diese Weise gebildet wird? Heute in einem Onlineseminar gehört: Schuelene, Kopiene. 😉
– Martina
Antwort der Sprachstelle:
In der Tat ist diese –ene-Pluralbildung im Schweizerdeutschen etwas Auffälliges und scheint sich gegenwärtig auszubreiten. Das Phänomen ist in älterer Zeit vor allem im Raum Bern/Freiburg heimisch, kommt aber mittlerweile auch andernorts in der Deutschschweiz vor. Es gibt eine Untersuchung dazu von Frau Prof. D. Nübling, die dieser besonderen Pluralendung in einem Fachaufsatz von 2008 nachspürte. Grundsätzlich ist es so, dass die Anfänge dieser Pluralbildung bereits im Althochdeutschen vorhanden waren, das Phänomen jedoch zunächst sehr marginal war und ursprünglich nur bei ganz wenigen Wörtern vorkam.
Am Anfang standen wohl Wörter des Typs die Breite (basierend auf dem Adjektiv breit), die Höhe (zu hoch) usw., die seit jeher einen Plural auf –ene hatten, also Breitene, Höchene, Tüüffene usw. Offenbar hat man dieses Muster dann als „praktisch“ empfunden und es zunächst auf andere weibliche Substantive übertragen, wie Fläschene, Siitene, Firmene, Chilene, Fotene usw. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die normalen Feminina keine explizite Pluralendung mehr hatten; es hiess also zum Beispiel Sg. Siite = Pl. Siite, was etwas ungünstig war. Um den Plural deutlicher zu markieren, hat man sich also bei einem anderen Worttyp „bedient“ und die Endung –ene eingeführt.
Zweitens hat der Typ Königin (also weibliches Pendant zu König), Plural Königinnen, analog dazu Lehrerinnen, Müllerinnen usw. vielleicht einen Einfluss gehabt und ist möglicherweise mit dem obengenannten Typ teilweise verschmolzen.
Literatur:
Nübling, Damaris (2008): „Was tun mit Flexionsklassen? Deklinationsklassen und ihr Wandel im Deutschen und seinen Dialekten“. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 75/3, 282–330 (bes. S. 317f.).
(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)
In Zusammenarbeit mit dem DigiCenter der ETH-Bibliothek haben wir die älteren Mitteilungsblätter unseres Vereins digitalisiert. Diese finden sich neu auf der Plattform E-Periodica aufgeschaltet.
Die Mitteilungsblätter erschienen zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Frequenzen und Formaten und auch der Name hat sich mehrmals geändert.
Folgende drei Serien sind neu auf E-Periodica digital zugänglich.
Als Vorläufer dieser Mitteilungsblätter erschienen einzelne Beiträge in der Zeitschrift „Heimatschutz“. Diese Zeitschrift ist ebenfalls bei E-Periodica digital zugänglich. Ein Beispiel ist der Beitrag „Der Wortschatz der Mundart – ein Stück Heimatschutz“ von Rudolf Trüb aus dem Jahr 1961.
Am Samstag, 18. Juni 2022, fand im Altwyberhüsli die Einweihung des Mundartliteratur-Archivs statt. Zwischen 10 Uhr und 17 Uhr fanden sich trotz grosser Hitze zahlreiche BesucherInnen zum Tag der offenen Tür ein. Höhepunkt war die (zweimal durchgeführte) Lesung unseres Gastes Ernst Burren.
Weitere Bilder in unserer Bildergalerie.
SRF – Kultur kompakt vom 5.7.2022 (ab 00:24:39)
SRF – Archiv für Dialektliteratur – Solothurn soll zum Mundart-Mekka werden (5.7.2022)
SRF – Regionaljournal Aargau Solothurn vom 22.5.2022 (ab 16:20)
Solothurner Zeitung – Autor Ernst Burren liest zur Eröffnung: «Unsere Mundart verändert sich, bleibt aber eine lebendige Sprache» (19.6.2022)
Radio32 – Bericht vom 17. Juni 2022 (online nicht zugänglich)
Am Samstag, 18. Juni 2022, begrüssen wir alle Interessierten ganz herzlich zur Einweihung des Mundartliteratur-Archivs im Altwyberhüsli in Solothurn.
Tag der offenen Tür zwischen 10-17 Uhr. Man kann das Archiv selbständig besichtigen und in den Büchern stöbern. Am Nachmittag findet um 15 Uhr eine Präsentation zum Werk «Sprachatlas der deutschen Schweiz» sowie um 14 Uhr und um 16 Uhr eine Lesung des bekannten Mundartautors Ernst Burren statt. Es gibt Kaffee und einen Büchertisch.
Adresse des Archivs: Untere Steingrubenstrasse 39, 4500 Solothurn. Lageplan. Nächste Bushaltestelle: «Solothurn, Bergstrasse» (Bus 4 ab Solothurn Bahnhof, Kante C).
Medienmitteilung als PDF herunterladen
(Medienmitteilung, 20.5.2022)
Am Samstag, 18. Juni 2022, wird in Solothurn das Mundartliteratur-Archiv eingeweiht. Das Archiv umfasst über 2200 Bücher zum Schweizerdeutschen und wird vom Verein Mundartforum betreut.
Im «Altwyberhüsli» in Solothurn hat das Mundartliteratur-Archiv ein neues Zuhause gefunden. Am Samstag, 18. Juni 2022, findet die Einweihung des Archivs am neuen Standort statt.
Das Mundartliteratur-Archiv enthält über 2200 Bücher und Tonträger zum Schweizerdeutschen. Neben «Klassikern» wie z.B. Schriften Rudolf von Tavels oder Simon Gfellers sind auch viele Werke von weniger bekannten Mundartautorinnen und -autoren aus den verschiedensten Ecken der Deutschschweiz enthalten. Das Archiv umfasst auch sprachwissenschaftliche (dialektologische) Werke wie Wörterbücher und Grammatiken zum Schweizerdeutschen. Die unseres Wissens in dieser Form einmalige Sammlung wächst laufend weiter, vor allem durch Schenkungen von Vereinsmitgliedern oder von anderen dem Verein zugewandten Personen. Mit der Sammlung und Katalogisierung dieser Titel leistet das Mundartforum einen Beitrag zur Erhaltung des immateriellen Kulturguts der Schweiz.
Nach dem Bezug der neuen Räumlichkeiten in Solothurn im Jahr 2020 konnten diese dank einer finanziellen Unterstützung durch die Ernst-Göhner-Stiftung leicht renoviert und für die Nutzung als Archiv eingerichtet werden. Der neue Standort erlaubt künftig eine attraktive Präsentation der Bücher, eine vermehrte Nutzung durch interessierte Privatpersonen und Forschende und macht auch kleinere öffentliche Anlässe wie Lesungen möglich.
Am 18. Juni 2022 findet zwischen 10-17 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Man kann das Archiv selbständig besichtigen und in den Büchern stöbern. Am Nachmittag finden eine Präsentation zum Werk «Sprachatlas der deutschen Schweiz» sowie eine Lesung des bekannten Mundartautors Ernst Burren statt (zweimalige Durchführung).
Zur Finanzierung des Einweihungsanlasses läuft derzeit unter https://www.lokalhelden.ch/mundartliteratur-archiv eine Crowdfunding-Kampagne. In einem ca. 4-minütigen Video erklären Mitglieder des Vereins, was es mit diesem Archiv auf sich hat und wofür das Geld benötigt wird.
Das Archiv gehört dem Verein Mundartforum, bis 2018 bekannt unter dem Namen «Verein Schweizerdeutsch». Das Mundartforum ist ein Verein mit dem Zweck, die Kenntnis, die Pflege, das Ansehen und den Gebrauch der schweizerdeutschen Dialekte zu fördern und gleichgesinnte regionale Organisationen und Institutionen zu vernetzen. Er will sensibilisieren für die Vielfalt und Farbigkeit der Deutschschweizer Dialekte. Anliegen sind ihm auch eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Hochsprache und Dialekten sowie die Beobachtung von deren Entwicklung. Um diese Ziele zu erreichen, betreibt der Verein die Webplattform mundartforum.ch, betreut das Mundartliteratur-Archiv, unterhält eine Sprachstelle als Auskunfts- und Beratungsdienst für Dialektfragen, organisiert Mundartanlässe, arbeitet mit anderen kulturell, sprach- und bildungspolitisch ausgerichteten Institutionen zusammen und gibt ein Mitteilungsblatt sowie eine eigene Buchreihe zum Schweizerdeutschen heraus.
Website:
https://mundartforum.ch
Social Media:
https://www.facebook.com/mundartforum
https://twitter.com/mundartforum/
https://www.instagram.com/mundartforum.ch/
Crowdfunding:
https://www.lokalhelden.ch/mundartliteratur-archiv
Flyer:
Download Flyer Archiveinweihung 18.6.2022
Adresse des Archivs:
Untere Steingrubenstrasse 39, 4500 Solothurn. Lageplan.
Kontakt:
Luzius Thöny (Präsident Mundartforum)
Ahornweg 1a
3012 Bern
Tel. 044 501 57 69
Mob. 079 779 40 86
lucius.antonius@gmail.com