Verein Glarner Mundartwörterbuch gegründet

Am 6. November 2020 wurde in Glarus der „Verein Glarner Mundartwörterbuch“ gegründet. Die Gründungsmitglieder des neuen Vereins sind allesamt Mitglieder der Academia Glaronensis, welche im Jahr 2007 als einfache Gesellschaft entstand. Sie bezweckt in erster Linie die Pflege und Erhaltung der Glarner Mundarten.

Der Verein ist Trägerorganisation des „Glarner Mundartwörterbuchs“. Das Vorhaben zielt darauf ab, in den Jahren 2020-2023 ein neues glarnerdeutsches Wörterbuch zu erarbeiten.

Im Internet stellt sich der Verein unter der Adresse https://www.vglmwb.ch vor. Der Verein sucht aktiv Mitglieder und erhofft sich Spenden aus der Bevölkerung und von Firmen.

Flyer zum Herunterladen: Flyer.pdf

Abstimmungsresultate 2020

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der damit verbundenen Planungsunsicherheit hat der Vorstand des Vereins «mundartforum» beschlossen, im Jahr 2020 auf die Durchführung der jährlichen Mitgliederversammlung zu verzichten. Stattdessen wurden die einzigen statuarisch erforderlichen Geschäfte des Vereins in diesem Jahr, nämlich die Bestätigungswahl des Vorstandsmitglieds Sandro Bachmann und die Abstimmung zur Kassenrechnung 2020, in einer brieflichen Abstimmung abgewickelt.

Sowohl die Bestätigungswahl als auch die Abstimmung zur Kassenrechnung wurden von den Vereinsmitgliedern, die an der brieflichen Abstimmung teilgenommen haben, einstimmig angenommen. Die Abstimmungsresultate sind im hier verlinkten Dokument schriftlich festgehalten.

Längwiligi Zitte

Folgendes Mundart-Gedicht von Lina Wisler-Beck entstand 1920, als in der Schweiz die Maul- und Klauenseuche grassierte. Dem einen oder der anderen mag das Gedicht auch in der heutigen Situation aus dem Herzen sprechen.

(Lina Wisler-Beck, 22. Juni 1920)

Niene isch Chilbi u niene isch Tanz
deheime ums Hus um versuret me ganz.
I ha mer scho mängisch der Chopf fasch verheit
was ächt no wär z’mache, dass Zyt umegeit.

Wär gwanet isch z’gumpe und z’tanze, o je
däm düe halt die Süche-Verordnige weh.
E jede muess säge, churzwiligs isch’s nit
No bsunders für ledigi, lustigi Lüt.

Grad äbe der Sunndig wird eim eso läng
s’Furtgoh isch verbote, u nämlech no sträng,
Gsiech eim deno öpper, o weisch de häts gfählt
do müesst me schwär buesse – u-ni ha kes Gäld!

Drum blieb i doheime. I schicke mi dry
u hoffe dä Jammer gang öppe verby.
I bi ja nid einzig, s’trifft anderi o,
s’isch ume es gwane, – Mi zahmet de scho!

Lina Wisler-Beck stammte aus dem Emmental und lebte später in Obergerlafingen im Kanton Solothurn. Sie dichtete zahlreiche Mundart-Gedichte, von denen einige anonym bzw. nur mit den Initialen L.B. versehen im Emmentaler Blatt, in der Rubrik „Emmentaler Joggeli“, abgedruckt wurden (Quelle: Interview in der Mundartecke, Radio DRS 1, 18.12.1988).

Korrektur 18.1.2021: Das Gedicht steht nicht mit der Spanischen Grippe im Zusammenhang, sondern mit der Maul- und Klauenseuche.

Stand am 4. Mundartfestival in Arosa

Der Infostand des Mundartforums mit Präsentation der Webplattform, Jugendsprache-Memory und – gemäss dem diesjährigen Dialektschwerpunkt – dem Züritüütsch-Quiz stiess auf reges Interesse am 4. Mundartfestival 2020 in Arosa (1.–4. Oktober). Trotz Corona-Zeit bewies der neue Besucherrekord (darum oft ausverkauft!), dass das vielseitige Festival einem Bedürfnis entspricht. Höhepunkte waren u.a. das Sina-Konzert am Samstagabend, die tiefsinnigen Auftritte von Amina Abdelkadir und der Schlussanlass mit Pedro Lenz und Max Lässer.

Das 5. Mundartfestival 2021 in Arosa findet vom 7.–10. Oktober statt.

 

Das Mundartliteratur-Archiv ist nach Solothurn umgezogen

Das «mundartforum» (ehemals Verein Schweizerdeutsch) besitzt ein rund 1700 Titel umfassendes Mundartliteratur-Archiv. Dieses wurde jahrelang von zwei Mitgliedern der Gruppe Zürich, Jürg Bleiker und Thomas Ziegler, umsorgt und betreut. Sie nahmen Neuzugänge (viele Schenkungen) auf, katalogisierten sie und packten sie in Schachteln ab. Die Bücher lagerten in dieser Zeit im Luftschutzkeller des Oberstufenschulhauses in Elgg.

Am 20. September 2020 zog das Archiv an einen neuen Standort in Solothurn um und befindet sich seither wieder in der Obhut des «mundartforums». Für den Umzug haben sich die Vorstandsmitglieder Rolf Landolt, Lisa Dermond, Sandro Bachmann, Martina Heer und Luzius Thöny am 20. September in Elgg getroffen. Als Transportfahrzeuge standen zwei Autos und ein grosser Anhänger zur Verfügung. Das Einladen verlief speditiv und dank guter Packarbeit von Rolf Landolt passte das gesamte Archivmaterial in den Autoanhänger.

Als neuer Archivstandort dient ein Raum im historischen Altwyberhüsli in Solothurn, den wir zu diesem Zweck gemietet haben. Dank einer grosszügigen «Mitgift» der Gruppe Zürich, die neu «züritüütsch» heisst, ist die Miete des neuen Archivraums für mindestens die nächsten drei Jahre gesichert.

Nach der Ankunft in Solothurn gab es zunächst Spaghetti mit verschiedenen Saucen bei Anne-Regula Keller zuhause. Danach schritten wir zum Ausladen. Wir beförderten alle Archivmaterialien mit einer von Rolf Landolt geplanten und installierten Seilwindenkonstruktion direkt ins Obergeschoss des Altwyberhüslis. Dank tollem Einsatz aller Beteiligter standen schon bald alle Kisten am richtigen Ort!

Als nächsten beschäftigt sich der Vorstand mit der Frage, wie man die Bücherschätze am neuen Ort einem interessierten Publikum möglichst attraktiv präsentieren könnte. Im Verlauf des Jahres 2021 möchten wir zudem eine Einweihung / einen Tag der Offenen Tür am neuen Archiv-Standort machen.

Veranstaltungsreihe «Hunziker2020 – Uf dr Gass!»

Eine Veranstaltung im Zeichen der Aargauer Mundart


Seit Januar 2020 ist das Aargauer Wörterbuch von Jakob Hunziker aus dem Jahre 1877 digital zugänglich (www.hunziker2020.ch). Das Wörterbuch ist weit mehr als eine Auflistung von Wörtern: Eingestreute Sprüche, Redewendungen, Kurzgedichte und Kinderversli sind kleine Trouvaillen, die die Lebenswelt und Denkweise der damaligen Zeit dokumentieren.

Auch die Aargauer Bevölkerung ist eingeladen, das Werk mit fehlenden Wörtern, Bedeutungsvarianten und veränderten Aussprachen zu erweitern und zu ergänzen – es ins 21. Jahrhundert zu holen. Und seit Januar setzen sich die Projektleiter Matthias Friedli und Dieter Studer-Joho sowie zwölf Aargauer AutorInnen öffentlich mit dem Wörterbuch auseinander: Sei es aus sprachwissenschaftlicher Sicht auf Radio Argovia oder aus literarischer Sicht in der wöchentlichen Mundartserie in der Aargauer Zeitung.

Bevölkerung, Projektleitung und AutorInnen treffen im Herbst 2020 an fünf Tagen an fünf Stationen im Aargau aufeinander und bestreiten unter dem Titel «Hunziker2020 – Uf dr Gass!» einen abwechslungsreichen Mundart-Event mit Informationen und Müsterchen zum und aus dem Wörterbuchprojekt, mit Lesungen literarischer Mundartexte und vor allem mit Gesprächen über die eigene Mundart, das Mundartschaffen und die Mundart im 21. Jahrhundert.

Das Projekt Hunziker2020 wird finanziert durch den Swisslos-Fonds Aargau, die Neue Aargauer Bank und die Ernst Göhner Stiftung.

(Text: Projekt Hunziker2020)

Mundartliteratur aus Nordamerika

Schon mehrfach erreichten uns in letzter Zeit Nachrichten von in Nordamerika wohnhaften Personen mit Wurzeln in der Schweiz. Manche von Ihnen verfassen selber Texte in Mundart mit Erinnerungen an ihre Kindheit in der Schweiz.

An dieser Stelle sei hingeweisen auf das im Sommer 2020 neu erschienene Buch „Bärner Mundart us Kanada: Gschichte und Gedanke us mym Läbe…“ von Ursula Thierwächter.

Hierzu heisst es auf der Verlagswebseite, wo das Buch auch bestellt werden kann:

Dieses Buch ist in Schweizer (Bärner) Mundart geschrieben. Es sind Erzählungen und Geschichten aus der nicht ganz einfachen Kinder- und Jugendzeit der Autorin. Gleichzeitig schreibt und vergleicht sie aktuelle Themen mit dem heutigen Leben in Kanada.

Weitere Auslands-Mundartliteraten finden Sie verzeichnet in unserem ausführlichen Verzeichnis von Mundartliteratur-AutorInnen.

Neuerscheinungen Mundartliteratur im Frühling 2020

Vor kurzem sind folgende zwei Titel neu erschienen, auf die wir hier gerne hinweisen:

 

Schobinger, Viktor: «Der Ääschmen und di toot im gaarte». Züri-Krimi 32. Schobinger-Verlaag. Weitere Infos.

Der Ääschme wììrt us eme «kürsli» usegholt, wil men e tooti gfunde hät, en halbe meeter tüüff under em bode, näbet ere wila. De psit­zer wäiss vo nüüt – oder säit s ämel. Er wäiss ä nüüt vo den antiike mööbel, won i sinere wila laagered. Näbet dère wila hät s en anderi wila, won em psitzer siin beschte fründ wont. Wäiss dèè mee und wott ä nüüt säge? Der Ääschme trifft en alte bekante wider, der «admiraal», en ex-iibrächer, won em nöd cha hälffe, und er trifft siis gottechind.

 

Eggenberger, Peter: «D Hebamm vo Walzehuuse. Appezeller Gschichte ond Gedicht». Appenzeller Verlag. Weitere Infos

Mit seinem elften Kurzgeschichtenbuch streift Peter Eggenberger erneut vergnüglich durchs Appenzellerland. Verblüffende Zwischenfälle und schier unglaubliche Begebenheiten, aber auch rekordverdächtige Tatsachen lassen staunen, schmunzeln und lachen. Begebenheiten, in deren Mittelpunkt originelle, teils weitbekannte Leute stehen, wie der dänische Prinz Aage, der im Weissbad Kurferien verbringt; köstliche Episoden rund um die «Hochschule» auf dem St.Anton; die Walzenhauser Hebamme, die mit einem Magnetopathen die Geburtswehen einer Schwangeren an den Vater delegiert.

Immer wieder kommt die Schlagfertigkeit der Appenzellerinnen und Appenzeller zum Zuge. In weiteren Geschichten wie etwa «E Frau us em Internet» und «Moderni Komunikaziostechnik» hingegen wird naiv agiert. Gereimte Texte wie «S Aalter» und «Üsers Bähnli» gehören ebenso zum Inhalt wie der vergessene Liedtext «Appezeller Rundschau», der von Reute bis Schönengrund jeder Gemeinde die Reverenz erweist.

35 Kurzgeschichten entführen in die Welt des Appenzellerlandes: Verblüffendes und Unglaubliches lässt staunen.