Gerne würde ich erfahren, woher der Name Horen kommt. Es ist ein kleines Gebiet oder Tal auf dem Weg zur Staffelegg im Kanton AG.
– S. L.
Antwort der Sprachstelle:
Eine spannende Frage, die allerdings sehr schwierig zu beantworten ist. Die Flurnamen im Kanton Aargau sind noch nicht flächendeckend dokumentiert und gedeutet worden. Da die historischen Belege noch nicht gesammelt sind, ist eine sichere Antwort derzeit nicht möglich.
Bei einer kurzen Recherche hat sich gezeigt, dass man den Namen im 19. Jahrhundert als Verkürzung aus Hochrain erklärte (Quelle). Dieser Herleitung ist aus sprachwissenschaftlicher Perspektive jedoch eher zu bezweifeln.
Im Kanton Basel Land gibt es einen ähnlichen Namen: Hore(n) in der Umgebung von Sissach. Der Name wird in der Fachliteratur mit dem Wort Horn in Verbindung gebracht («Die Orts- und Flurnamen des Kantons Basel-Land», Band 6, S. 649). Man erklärt den Namen als «hornartigen Geländevorsprung».
Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Name zum Namentyp Horb/Horw gehört. Dieser Typ beruht auf dem Wort mittelhochdeutsch hor (Genitiv horwes), was «Schmutz, Dreck» bedeutet. Darauf beruhende Namen bezeichnen also zunächst ein dreckiges, sumpfiges Gebiet, später z.B. auch eine Siedlung in der Nähe. Damit gebildete Namen sind in der Deutschschweiz relativ häufig.
Im betreffenden Fall zeigt sich, dass Horen auch noch der Name einer Burgruine ist. Es stellt sich die Frage, was zuerst war: der Flurname oder der Burgname.
Im Alpenraum gibt es recht viele Namen vom Typ Hore(n)-, die eindeutig mit dem Wort Horn («Horn einer Tiers; spitziger Berggipfel») zu tun haben. In der Region AG/BL scheint das aber von der Lautung her nicht zu passen. Man erwartet Horn, nicht Hore/Horen.
Man kann hoffen, dass dereinst ein Namenbuch des Kantons Aargau erarbeitet wird, in dem ein solcher Name dann nachgeschlagen werden kann. Vorüberlegungen dazu gibt es, aber noch wurde das Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Daher muss es im Moment bei dieser vorläufigen Antwort bleiben.
(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum, 23.12.2025)