Sonja Bonetti

Texte von Sonja Bonetti

Sonja Bonetti ist in Biel geboren und aufgewachsen. Seit über 40 Jahren lebt sie in Pieterlen, dem schönen Dorf am Jurasüdfuss. Sie ist verheiratet, Mutter zweier erwachsener Söhne und mehrfache Grossmutter.

Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie das Bedürfnis, Erinnerungen an ihre schöne Kindheit aufzuschreiben. Bei verschiedenen Anlässen im Dorf konnte sie diese vorlesen und sie erhielt viele positive Echos von Seiten der Zuhörer. Beflügelt von diesem Erfolg schrieb sie weitere Geschichten mit ihren Erinnerungen aus den 70er und 80er Jahren.

Ds Türmli

Nachdäm mir ghürotet hei, isch scho schnäu der Wunsch ufcho es eigets Huus z ha. Mir si scho fasch im ganze Seeland go Hüser aluege. Aber entwäder si sie z tüür gsi oder es het schüsch öppis nid passt. Es chlys Inserat im Bieler Tagblatt „zu verkaufen in Pieterlen älteres Einfamilienhaus“ het de üses Läbe grundlegend veränderet. I ha mi zwar zerscht gwehrt u gseit: „uf Pieterle, i das Kaff chume i nid cho wohne“. Mi Maa het de argumentiert, dass mir scho so viu Hüser si go aluege, de chöms doch jetz ou nümme drufa. Nützts nüt, so schadets nüt. Wo är rächt het, het er rächt. Am Samsti Nomitag hei mir üs de ufe Wäg gmacht das Huus go a zluege. Wo mir de si i die auti Landstross yboge und dür z Oberdorf si gfahre, bi ig nümm zum Stune us cho. Ou i ha Pieterle bis jetz nume mit der viubefahrene Houptstross i Verbindig brocht. Mir hei de bi däm Huus glütet und wär tuet uf? Der Walter Hugi. Do mues i jetz e Chlammere uftue. Mi Unggle isch bi der Familie Hugi z Längnou aus Pflegching ufgwachse u der Walter isch auso sozäge der Pflegbrueder vo mim Unggle gsi. Mir hei Hugis, wenn ou nid sehr guet, kennt. Wenn und werum sie vo Längnou uf Pieterle si züglet, weis i aber nid. Der Walter het üs gseit, är sig im Uftrag vor Mueter wo im Autersheim sig und sine Gschwüschterte do und het üs de z Huus zeigt. Üs isch schnäu klar gsi: das isch es u mir hei üses Inträsse agmäudet. Wider deheime, hei mi Maa und i scho i Gedanke das Huus afo renoviere und umboue. Es het nämlich keis Badzimmer gha und d Chuchi isch irgendwo i der Vierzgerjohr blybe stecke. Zwöi Tag später het is de der Walter aglüte und gseit es heig ihne öpper meh botte fürs Huus. D Hypothekarzinse si denn bi 7 % und üsi finanzielle Müglichkeite bereits usgreitzt gsi. Üse Troum isch uf ei Chlapf platzt gsi. Aber wieder zwöi Tag später het der Walter wider aglüte und gseit d Familie sig bereit üs das Huus zum ursprüngliche Prys z verchoufe, de blyb äs imene gwüsse Sinn ir Familie. Mir hei das Huus gsuecht und das Huus het üs gsuecht.

Die erschti Zyt isch nid eifach gsi für üs. D Nachbare hei zwar grüesst aber si sehr zrügghautend gsi. Eh jo, do chöme zwöi jungi Lüt vo uswärts, mit eme italiänische Name und emene grosse gfährliche Hung wo dänk de geit go löitsche u z ganze Oberdorf verschysse. Ei Nachbarin het is sogar der Gruess nid abgnoh.

Für dä Huuschouf und d Renovation si aui üsi Ersparnis ufbrucht und guets Huushaute isch agseit gsi. Drum hei mir i der Landi es Gfrürfach gmietet. Und scho nach es paar Tag, i ha grad i der Chuchi öppis gknorzet, steit plötzlich der Johann Brönnimann hinger mir. I bis so verchlüpft, das mir fasch z Härz i d Hose grütscht isch. Me het denn z mou d Huustür nid immer gsplosse gha u drum isch der Johann, wies bi de Bure Gang und Gäb isch gsi, eifach i mini Chuchi inetrampet. Der Johann het immer e schwarzi Zipfeliwipf uf em Chopf treit und bim Loufe het är beidi Häng ufe Rügge gleit. Der Johann het mir de d Rächnig für d Mieti vom Gfrürfach i d Hang drückt und gfrogt ob i ihm öppe ds Gäud grad chöni gäh. I ha ihn de gfrogt ob es Kaffe wöu u bi däm Chacheli Kaffe am Chuchitisch het är de afo verzöue. Im Türmli heig ganz früecher der Otto Schönauer mit sire Schwöschter ghuset. Genau die Wort het är brucht. Der Otti heig de z Glück gha z Rotmä (Romont) d Stöu aus Wägchnächt z übercho u sig de dört ufe züglet. Momänt mou: Schönauer Otti – Rotmä! Das isch jo mi Grossvater! D Schwöschter vom Otti sig es Bäseräf gsi, me heigere nume s Turm-Lusi gseit (het si äch Luise gheisse?). Denn z mou sig d Stäge wo die hingeri Gass mit der aute Landstross verbindet no diräkt näbem Türmli ufe und s Turm-Lusi heig gäng mit de Ching gschumpfe we si d Stäge uf u ab si gange. D Ching heigi ihre drumm aube Häx noche grüeft u sit denn het die Stäge der inoffiziell Name „Häxestägli“.

Nodisno hei de d Nachbare gmerkt das mir äue nid die Untanste si. Eh jo, mir rede jo bärndütsch, hei d Mieti fürs Gfrürfach grad bar chönne zahle (das het äuä Dank em Johann z ganze Oberdorf gwüsst) u dä gfährlich Hung isch ganz e liebe, isch nid go löitsche u het ou nid z ganze Odberdorf verschisse. Zudäm si mir verhürotet gsi. E wildi Ehe hät grad no gfäut im Oberdorf! Und so het einisch der Stauffer Walter a üsere Tür glütet (sit däm Vorfau mit em Johann hani si aube bschlosse) und het mi gfrogt ob i die Zucchetti wöu, er heig so viu er wüss nümme wo wehre. Nachdäm die Zucchetti unger der Hustür Bsitzer gwächslet het, hani mi de mit eme „merci viu mou Herr Stauffer“ bedankt. Drufabe het är de gmeint: „der Herr isch im Himu, i bi der Wäutu“. U wo is de sogar die einti Nachbarin het afo grüesse si mir im Oberdorf und z Pieterle acho.

Hüt ghört s Türmli üsem öutere Sohn. Är hets inne nach sim Gschmack und usse nach de Vorgabe vom Heimatschutz renoviert. Im öutischte Dokumänt wo mir über s Türmli hei gfunge, es Schätzprotokoll vo 1957, isch aus Baujohr 1750 agäh. S Türmli het auso zu sim 270 Geburtstag es schöns, nöis Chleid übercho.

Ds Täfeli

Öpedie bin ig mit em Vatter am Sunntigmorge z Predig gange. Z Bieu id Stadtchiuche. Es isch für mi zwar jedes Mou e Quau gsi, so lang stiu auf däm herte Chiuchebank z hocke. Aber ig bi us zwene Gründ mitgange: Erschtens ha ig der Vater i dere Zyt ganz für mi allei gha und zwöitens si mir nächär aube is Restaurant „Chez Monné“ gange und ig ha dörfe es Coca Cola drinke.

Einisch bi ig näbere aute Frou ghocket. Sie isch ganz schwarz agleit gsi, u der Huet isch mit emene Gumibängeli am Bürzi agmacht gsi. Ig hätt si äue nid e so guet agluegt, we si nid so nach Nafteli gschmöckt hät. Nafteli, die wysse Mottechugle, wo d Mueter aube ou zwüsche em Vater sini Militärchleider gleit het bevor si se uf em Eschtrig versorget hei.

Der Vater het mir de no erklärt, dass der Pfarrer wo hüt düeng predige, der glych sigi, wo mi touft heig. Aber wäge däm hets mi glych dünkt, dass dasmou die Chilebänk no herter aus süsch sige, und ig ha afo rangge und rangge, bis ds Singbuech a Bode isch gheit. Der Vater het mir z Zeiche gä, ig söus go hole und ig bi ungere Bank gschnooget. Hei, isch das unge luschtig gsi! Me het nume d Schue vo de Lüüt gseh, und ig ha mir afo vorschteue, wie äch d Lüüt usgseh, wo zu dene Schueh ghöre. Ig wär gärn no e chly do unge blibe, aber der Vater het mir de uf e Rügge dopplet zum Zeiche, dass ig ändlich wieder emou söu uftouche. Ig bi wieder abghocket – u der Pfarrer het immer no gredet, u gredet, är het nid wöue ufhöre. Plötzlich het mir die Frou näbe mir zueküschelet: „Wotsch es Täfeli?“ „Jo gärn“, ha ig zrüggküschelet. Si het i irem chlyne schwarze Täschli afo nusche u het mir de nacheme Zytli es Täfeli entgäge gstreckt. Es isch e so es schwarzes Schifflitäfeli gsi, wo e Chuscht nach Bäredräck het. Besser gseit e Chuscht nach Bäredräck sött ha. Dir heits äuä scho errote: Das Täfeli het e Chuscht nach Nafteli gha. „Das Täfeli isch gruusig“, ha ig em Vatter zueküschelet. „I cha das nid ässe.“ „De gib mirs haut“, het der Vater zrüggküschelet. Ig ha de das Täfeli us em Muu gfischet und em Vater uf die flachi Hang gleit. Dört isch es de blybe ligge, bis der Pfarrer gseit het, mir wöe bätte. Der Vater het e Momänt zögeret, wöu er nid gwüsst het, was er jetz mit däm Täfeli sou mache u äuä Angst gha het, sini Häng blybi de nach em Bätte zämekläbt, u de het ärs haut i sis Muu gstosse. Är het zwöi drü Mou druf umechätschet, de churz ds Gsicht verzoge und de das Täfeli ganz abegschlückt.

Ändlich het de ou dr Pfarrer aues gseit wo är het wöue säge, d Predig isch us gsi u mir si de is Restaurant „Chez Monné“. Ig ha mis Coca Cola übercho u der Vater sini Stange Bier. Är het e grosse Schluck gno, u ig gloube no hüt, mit däm Schluck Bier isch das Täfeli erscht ganz abe.