Glarnertüütsch-Kolumnen, verfasst von der Academia Glaronensis, und «Bettmümpfeli»

Am Samstag, 10. November ist die erste Glarnertüütsch-Kolumne der Academia Glaronensis erschienen («Südostschweiz/Glarus»), die deren Aktive jetzt im Turnus schreiben werden. Sie führen damit die Kolumne des verstorbenen Hans Rhyner-Freitag weiter.

Auf der gleichen Zeitungsseite ist auch die Buchbesprechung für ein neues Bilderbuch in Glarner Mundart abgedruckt, die ebenfalls unter Mitwirkung der Academia Glaronensis enstanden ist. Es trägt den Namen «Bettmümpfeli», Guetnachtgschichtli vum Megerlimuggi uf Glarnertüütsch. Weitere Informationen unter http://www.pekkele.ch/

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Über das Wort muudere

muudere

Dieses so ausdruckskräftige Verb dürfte der jüngeren Deutschschweizer Generation kaum mehr voll geläufig sein; bei der älteren jedoch gehört es mit Sicherheit noch durchaus zum angestammten Wortschatz. Es bezeichnet generell den Schwebezustand zwischen Gesund und Krank bei Mensch und Tier, ja selbst in der Natur, und kann etwa laut Idiotikon, Band 4, Sp. 88, mit „kränkeln: matt, unbehaglich, verstimmt sein“ umschrieben werden. Bei den angesehenen Lexikographen des 16. Jahrhunderts, Fries und Mahler, steht gar die Bedeutung „feindschaft und neid gegen einem tragen, wider einen erzürnt sein“ im Vordergrund.

Gerne möchte man muudere für ein exklusiv schweizerdeutsches Schibboleth, eine helvetische Eigentümlichkeit, halten. Dies trifft jedoch nicht zu, denn wir haben das Wort mit unseren nächsten deutschen Nachbarn, den Schwaben und Bayern, gemeinsam. Die Gebrüder Grimm haben das Verb in seiner hochdeutschen Form maudern berücksichtigt und ziehen aufgrund zahlreicher Belege den Schluss: „Das Verbum gehört dem alemannisch-bairischen Sprachgebiete an.“ Interessanterweise hat aber unser muudere samt seinen süddeutschen Entsprechungen im Gegensatz zu unzähligen andern Mundartwörtern den Sprung in den anerkannten hochdeutschen Sprachschatz (noch) nicht geschafft. Warum wohl? Anscheinend hat sich bisher kein namhafter Fürsprecher dafür stark gemacht. Erst aber müsste sich muudere in hochdeutscher Lautgestalt auf der Deutschschweizer Sprachebene durchsetzen. Dies ist indes nicht der Fall, wie ein Blick in Kurt Meyers verdienstvolles „Schweizer Wörterbuch“ (Frauenfeld 2006) zeigt.

Dafür hat muudere einen andern bedeutsamen Sprung vollführt, nämlich jenen in den Bereich der Wetterterminologie: In der lapidaren Formel Es muuderet ist die Stimmung unzähliger trüber Wetterlagen unübertrefflich eingefangen!

Alfred Egli

Gschmöis, die neue App zum Schweizerdeutschen

Dass Berner Täfeli, Zürcher aber Zältli zu einem Bonbon sagen, ist bekannt. Ebenso, dass das berühmte Chuchichäschtli bei den Bündnern Kuchikäschtli heisst. Die einzelnen schweizerdeutschen Dialekte zeigen aber nicht nur beim Wortschatz und in der Aussprache Besonderheiten, sondern etwa auch im Satzbau. So braucht man in der westlichen Deutschschweiz Kleingeld für es Billet z chaufe, in der östlichen Deutschschweiz hingegen zum es Billet z chaufe. Solche Unterschiede erfasst die App gschmöis.
Alle zwei Wochen erscheinen neue Fragen, bei denen die Nutzer und Nutzerinnen Sätze übersetzen, Wörter aufnehmen und aus verschiedenen Varianten auswählen können, welche sie selbst verwenden.
Die Resultate der beantworteten Fragen lassen sich direkt auf Live-Karten anschauen. Somit erlebt man dialektologische Forschung in Echtzeit. Wenn Deutschschweizer plötzlich vom Frühstück statt vom Zmorge reden oder sich das ostschweizerische Hoi! als Begrüssung ausbreitet, muss das nicht das Ende der Dialektvielfalt einläuten. Denn grammatische Unterschiede zeichnen weiterhin die verschiedenen Dialekte aus. Die App verschafft damit den Usern auch einen Eindruck, auf welch vielfältige Weise sich die schweizerdeutschen Dialekte voneinander unterscheiden.
Die App wurde an der Universität Zürich von Elvira Glaser, Sandro Bachmann, Anja Hasse und Daniel Wanitsch entwickelt und erschien am 1. August 2018 im Apple App Store und im Google Play Store.
Mehr Informationen zur App erhalten Sie auf der Webseite www.gschmois.uzh.ch; auf dem neusten Stand bleiben Sie auf den Social-Media-Kanälen auf Twitter und Facebook unter @gschmois und auf Instagram unter @gschmois_app.

 

Podiumsgespräch „Schweizerdeutsch“: Blick über den Tellerrand in Basel

Am 12. Juni 2018 hat in Basel auf Einladung der Basler IG Dialekt das Podiumsgespräch „Schweizerdeutsch“: Blick über den Tellerrand stattgefunden. Mit von der Partie waren vier Mitglieder unseres Vorstandes: Martina Heer, Sandro Bachmann, Anne-Regula Keller und Luzius Thöny. Moderiert wurde das Gespräch vom Basler Felix Rudolf von Rohr.

Ziel des Gespräches war es, eine „Auslegeordnung“ von Mundart und Mundartpflege in der ganzen Deutschschweiz zu machen. Es ging um die Gegenwart und Zukunft der schweizerdeutschen Dialekte, das Nebeneinander von Hochdeutsch und Dialekt, (fast) vergessene Mundartwörter und einiges mehr. Ausserdem gab es Gelegenheit für das Publikum, Fragen zu stellen oder sich mit sonstigen Anliegen rund um das Thema Dialekt zu Wort zu melden. Moderiert wurde das Gespräch von Felix Rudolf von Rohr.

Ankündigung: Jubiläumsanlass des VSD am 15. Dez. 2018

Der Verein Schweizerdeutsch wurde im Jahr 1938 von Adolf Guggenbühl und Eugen Dieth als «Bund Schwyzertütsch» zum Schutz der Schweizer Mundart und Dialektvielfalt gegründet. Seit 1990 heisst er «Verein Schweizerdeutsch». In diesem Jahr feiert der Verein sein 80-jähriges Bestehen.

Zur Feier des Jubiläums veranstaltet der Verein im Dezember 2018 einen Jubiläumsanlass, an dem unsere Mundarten ganz im Vordergrund stehen sollen. Ziel ist es insbesondere, den VSD wieder stärker als Dachorganisation verschiedener dialektinteressierter und -pflegerischer Lokalgruppen zu etablieren. An der im Rahmen des Jubiläumsanlasses stattfindenden Generalversammlung sollen ausserdem die Vereinsstatuten überarbeiten und der Verein so fit für das 21. Jahrhundert gemacht werden.

Die Jubiläumsveranstaltung wird am 15. Dezember im Schloss Greifensee stattfinden. Ein detailliertes Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle bekanntgegeben.

PS: Über unser Jubiläum wurde am Do., 26. April, in der “Schnabelweid” berichtet (ab 21 Uhr auf Radio SRF1; Aufzeichnung, ab 43:10 min).

Themendossier des Instituts für Mehrsprachigkeit: Schweizerdeutsch & Schule

Das Institut für Mehrsprachigkeit an der Universität Freiburg i.Ü. sammelt seit vielen Jahren Literatur zur Mehrsprachigkeit in der Schweiz. Die gesammelte Literatur wird online in einem Webportal öffentlich zugänglich gemacht. Das Webportal enthält u.a. auch ein Themendossier zum Thema „Schweizerdeutsch & Schule“, in welchem eine grosse Zahl an Publikationen (Zeitungsartikel, Zeitschriftenartikel usw.) zu diesem Thema verzeichnet ist.

Die Bearbeiter des Themendossiers schreiben dazu folgendes:

Das Dossier «Schweizerdeutsch und Schule» erlaubt Einblicke in die Didaktik sowie in das Nachdenken über das Nebeneinander von Dialekt und Standardsprache in der Schule. Bibliographiert wurden Lehrmittel, Presseberichte, graue Papiere und wissenschaftliche Studien von den 1950er Jahren bis in die jüngste Gegenwart.

Aus technischen Gründen ist leider eine direkte Verlinkung auf das Themendossier nicht möglich. Der Zugriff auf das Themendossier gelingt wie folgt:

Zum Tod von Stefan Sonderegger

Am 7. Dezember 2017 ist Prof. em. Dr. Stefan Sonderegger im 91. Lebensjahr verstorben. Er war ordentlicher Professor für germanische Philologie am Deutschen Seminar der Universität Zürich bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994. Sein wissenschaftliches Wirken galt besonders dem Althochdeutschen sowie der Orts- und Flurnamenkunde (Toponymie) und der Dialektologie in der Deutschschweiz.

Todesanzeige: Link

Nachruf bei der NZZ: Dominierende Persönlichkeit mit grossem rhetorischem Flair

Wikipediaartikel: Stefan Sonderegger

Zum Tod von Hanery Amman

Nachrufe:

Aus seiner Feder stammten die Schweizer Hits, die vor allem Polo Hofer berühmt machten. Nun ist Hanery Amman im Alter von 65 gestorben. Mehr auf: Tages-Anzeiger

Die Seele des Mundartrock: Mehr auf: NZZ

Der begnadete Komponist und Pianist Hanery Amman schrieb Schweizer Musikgeschichte. Ein knappes halbes Jahr nach Polo Hofer ist auch der zweite Mundart-Pionier 65-jährig an Krebs gestorben. Mehr auf: Solothurner Zeitung

Mundartliteratur: Neuerscheinungen 2017

Läsiblüescht

Prättigauer und Davoser Dialekttexte aus 159 Jahren.
Herausgegeben von der Walservereinigung Graubünden

ISBN: 978-3-909210-05-3
Walservereinigung Graubünden
erhältlich bei der Druckerei Landquart und im Buchhandel.
Peter Eggenberger: Vo gschiide ond tomme Lüüt

Vo gschiide ond tomme Lüüt“ von Peter Eggenberger, 124 Seiten, illustriert, Appenzeller Verlag, Fr. 22.–, erhältlich im Buchhandel, beim Verlag und beim Autor (ISBN 978-3-85882-761-6)
(10. Buch der Reihe „Kurzgeschichten im Kurzenberger Dialekt“)

Die Verlagszeitschrift „Die Zeile“ zur Neuerscheinung: „Erstaunliche Zwischenfälle und schier unglaubliche Tatsachen prägen dieses Buch. Im Mittelpunkt stehen Leute wie du und ich. Menschen, die intelligent und witzig-schlau agieren oder aber sich reichlich naiv verhalten…“

Dialekt-Kenner Christian Schmid, Radio SRF: Eggenberger ist ein Profi. Er schreibt witzige runde Geschichten und erzählt diese gekonnt. Die Zusammenarbeit mit ihm ist jedes Mal ein Vergnügen.