Wir sammeln Geld für das Mundartliteratur-Archiv in Solothurn. Am 18. Juni 2022 findet die Eröffnung statt. Bitte unterstützt unsere Kampagne auf lokalhelden.ch/mundartliteratur-archiv
Autoren-Archiv
Vorankündigung: Einweihung des Mundartliteratur-Archivs am 18. Juni 2022
Die Arbeiten im Zusammenhang mit der Einrichtung unseres Archivs am neuen Standort im Altwyberhüsli in Solothurn schreiten voran. Die Umbauarbeiten sind erfolgt und die Bücher sind nun alle ausgepackt und auf den Regalen verteilt.
Wir planen die Einweihung des neuen Archivstandorts für den Samstag, 18. Juni 2022. Die Einweihung wird als „Tag der offenen Tür“ durchgeführt, zu dem alle herzlich eingeladen sind!
Ein genaueres Programm folgt. Merken Sie sich also schon einmal das Datum vor.
Gesucht: Studentische Hilfskraft für Archivarbeiten
Wir suchen eine studentische Hilfskraft, die uns bei der Katalogisierung von Neuzugängen im Archiv unterstützt (ca. 30 Arbeitsstunden).
Der Arbeitsort ist Solothurn. Die Arbeit ist im Zeitraum April/Mai 2022 zu erledigen. Die Arbeitstage können grösstenteils selber gewählt werden.
Weitere Informationen in der Ausschreibung: Ausschreibung_Archiv.pdf [Update: Die Stelle ist bereits vergeben!]
Glarner Mundartwörterbuch auf gutem Weg
Bei der Südostschweiz gibt es online einen Bericht über das Glarner Mundartwörterbuch zu sehen.
Das Projekt «Glarner Mundartwörterbuch» ist auf gutem Weg. Die Verantwortlichen luden zu einer Lesung mit Glarner Dialekt-Texten ein und informierten dabei über den Zwischenstand ihrer Arbeit. Das Nachschlagewerk mit Glarner Mundartwörtern wird mit Unterstützung von Sprachwissenschaftlern erarbeitet und soll Ende 2023 erscheinen.
Weitere Informationen zum Projekt: https://www.vglmwb.ch/
Mitgliederversammlung 2021 in Stans
Am Samstag, 20. Nov. 2021, findet unsere jährliche Mitgliederversammlung statt. Wir sind zu Gast beim Antiquariat von Matt in Stans, einem der grössten und traditionsreichsten Buchantiquariate der Schweiz (seit 1836). Neben dem geschäftlichen Teil der Versammlung, der im Kulturraum des Antiquariats stattfinden wird, erwartet uns ein interessantes Kulturprogramm samt einer Dorfführung. Gäste sind herzlich willkommen!
Weitere Infos und Anmeldung (bis 10. Nov.) unter: https://mundartforum.ch/gv2021/
Schweizer Dialektsammlung – Jeder kann mitmachen!
Unter dialektsammlung.ch kann man die Forschung zum Schweizerdeutschen unterstützen. Dialektsprechende sind aufgefordert, hochdeutsche Sätze in die Mundart zu übersetzen und aufzunehmen. Zudem kann man Aufnahmen von anderen Teilnehmenden überprüfen.
Die Daten werden dann für die Forschung im Bereich der Sprachtechnologie verwendet. Zu den Anwendungszielen gehören unter anderem Sprachassistenten, die Schweizerdeutsch können, sowie automatische Untertitel von Medienbeiträgen.
Schon mit drei Minuten können Sie einen wertvollen Beitrag leisten!
Auskunft Nr. 2021-3: Zwei Vogelnamen
Meine Mutter, aufgewachsen im Aargau/Freiamt, lebte jahrzehntelang in Zürich, und übernahm auch den hiesigen Dialekt. Doch immer, wenn sie eine Schar von Meisen, Buchfinken oder ähnlichen kleinen Vögeln sah (ich weiss nicht mehr, ob auch bei Spatzen, die man in der Stadt zwar sehr wohl kannte und von andern unterscheiden konnte), entrutschte ihr der Ausdruck Gálämätzli und Póppechläämli.
Das habe sie als Kind von ihren Eltern gehört.
Welche Vogelarten sind damit gemeint, und woher stammen die Ausdrücke?
Sie selber konnte mir das nicht erklären und/oder übersetzen.– J. Z.
Antwort der Sprachstelle:
Den Namen Gálämätzli glauben wir identifizieren zu können als Gääl-Emmerize, zum Vogelnamen schweizerdeutsch Ammeriz, Ammerizli, Emmerize = neuhochdeutsch Ammer, lateinisch emberiza (Idiotikon, Band 1, Sp. 218). Speziell für den Kanton Aargau (Baderbiet) weist das Idiotikon die Form Gäälämerze (f.) nach, die ja relativ gut zur angegebenen Lautung passt, einfach noch mit Ausfall des –r-. Wörtlich ist es also eine „Gelb-Ammer“. Vielleicht ist damit die Goldammer gemeint.
Beim zweiten Wort handelt es sich wohl um den Vogelnamen Bopperchlään, auch Poppe(n)chlään (Schweizerisches Idiotikon, Band 3, Sp. 650) in der Verkleinerungsform. Mit diesem Namen scheinen früher verschiedene Vögel bezeichnet worden zu sein. Beim Idiotikon sind als Bedeutungen unter anderem ‚Blauspecht‘, ‚Kleiber‘ und ‚Baumläufer‘ angegeben. Der zweite Bestandteil des Wortes erklärt sich wohl vom Verb mittelhochdeutsch klenen, althochdeutsch chlenen ‚kleben‘ oder vom Verb chlääne, chlööne ‚klagen‘.
(L. Thöny, für die Sprachstelle des Vereins Mundartforum)
Auskunft Nr. 2021-2: Bedeutung von Umues
Von älteren Verwandten kenne ich das Wort Umues in der Bedeutung ‚Ärger, Problem, Schwierigkeit‘: das isch es Umues gsi geschter o.ä. Das Wort ist erstbetont (Úmues); U- steht wohl für hochdeutsch un-.
H. B. aus Winterthur
Antwort der Sprachstelle:
Dieses Wort gibt es tatsächlich im Schweizerdeutschen und es ist im Idiotikon zu finden unter Unmues(s) (Band 4, Spalte 497f.). Das Wort scheint in älterer Zeit im Schweizerdeutschen verbreitet gewesen zu sein und lässt sich unter anderem für die Kantone Bern, Basel, Graubünden, Zürich, Luzern, St. Gallen und Appenzell belegen. Es kommt in verschiedenen Lautvarianten vor: Umues(s), Oonues, Unnemuess (letzeres in Basel). Als Bedeutung gibt das Idiotikon an: „1. Mangel an Musse, infolge Überhäufung mit anderen Geschäften, 2. Geschäfte, Mühe, Plage“.
Das Wort existierte übrigens schon im Mittelhochdeutschen und lautete dort unmuoze f. „Unruhe, Mangel an Zeit, Geschäftigkeit“.
(Dr. phil. Luzius Thöny)
Auskunft Nr. 2021-01: Fèrie oder Feerie?
Frage:
Meine Freunde sagen für „Ferien“ Feerie mit einem langen –ee– und ich sage Fèrie (das –è– so ausgesprochen wie bei Herbscht auf Züridütsch). Wissen Sie, wie es „richtig/original Züridütsch“ ausgesprochen wird oder von wo die andere Aussprechart kommt?
– N.B. aus Ottenbach ZH
Antwort der Sprachstelle:
In der Tat: Die schweizerdeutsche Aussprache des Begriffs „Ferien“ schwankt zwischen den beiden signalisierten Polen Feerie mit langem, sogenannt geschlossenem Lang-e, das sich nur schwach von der hochdeutschen Lautung Ferien abhebt und gewissermassen die gradlinige Fortsetzung der lateinischen Ausgangsform feriae (=Plural, mit langem –e- und langem –ae-) bildet. Ja, den alten Römern war das Wort feriae total geläufig; sie bezeichneten damit grundsätzlich Tage, an denen alle Geschäfte ruhten, das waren eben die vielen, offiziell vorgeschriebenen oder auch privaten Ruhe-, Feier- und Festtage der altrömischen Tradition.
Irgendwann schlüpfte der beliebte Ausdruck um 1500 auch in die deutsche Sprache der Gerichte und Universitäten sowie der sich später entwickelnden Schulen herüber und bildet heute einen beliebten sprachlichen Schwerpunkt unserer modernen Freizeitwirtschaft.
Erstaunlich: Darüber, wie die Ferien in den verschiedenen Mundarten der deutschen Schweiz genau heissen, beziehungsweise wie sie klingen, ist aus den einschlägigen Fachbüchern (Schweizerisches Idiotikon, Sprachatlas der deutschen Schweiz etc.) nur wenig zu erfahren. Im ersten Band des Schweizerischen Idiotikons (Sp. 917) konnte das Wort gerade einmal für das Zürcher Oberland und Glarus belegt werden. In älterer Zeit sagte man stattdessen Vakanz oder Urlaub.
Was nun hingegen den Kanton Zürich betrifft, so ist ohne Zweifel die Lautung mit kurzem –ä– absolut vorherrschend, in exakter Mundart-Umschrift: Fèrie. Diese Lautung bestätigt auch etwa das Zürichdeutsche Wörterbuch von Heinz Gallmann (2010, S. 181).
Die Lautung mit langem, hellem –ee– (Feerie) ist höchst „unzürcherisch“ und mag lediglich in der Peripherie des Zürcher Weinlandes auftreten; im Wesentlichen ist die ee-Form, welche der hochdeutschen Aussprache nahe steht, durchaus charakteristisch für die Nordostschweiz, vor allem Sankt Gallen und Thurgau, vermutlich auch Schaffhausen.
Die Lautgestalt Fèrie ist also im Knonauer Amt und somit auch in Ottenbach zweifellos die alteinheimische Form.
(Dr. phil. A. Egli und Dr. phil. L. Thöny)
Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz
Welche schweizerdeutschen Wörter müssen zugezogene Deutsche kennen, um sich im Alltag in der Ostschweiz zurechtzufinden?
Mit dieser Frage hat sich Christoph Schwarze, emeritierter Professor der Universität Konstanz, auseinandergesetzt. Als Resultat seiner Beschäftigung mit dem Thema ist im Jahr 2020 ein Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz erschienen. Das Büchlein lässt sich auf der Webseite der Universität Konstanz gratis herunterladen (Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz). Es dürfte für eingewanderte, sprachinteressierte Deutsche auch in anderen Regionen der Deutschschweiz von Interesse sein.
Zusammenfassung:
Es handelt sich um ein kleines kontrastives Wörterbuch. Den Kern der Schrift bildet eine alphabetische Liste von in der Ostschweiz gebräuchlichen Wörtern, die Deutschsprachigen ohne Schweizer oder alemannischen Hintergrund nicht vertraut sind. Es wird jeweils eine deutsche Übersetzung angegeben, ggfs. werden Bemerkungen zu Gebrauch und Redewendungen angefügt. Eine Einleitung erläutert die Konzeption des Wörterbuchs, und zwei Anhänge schließen es ab. Der erste beschreibt und begründet die gewählte Transkription des Schweizerdeutschen; im zweiten sind systematische Entsprechungen von Schweizerdeutschen und Standarddeutschen Lauten dargestellt.
SCHWARZE, Christoph, 2020. Schweizerdeutsches Gebrauchs-Wörterbuch für die Ostschweiz. Tägerwilen: Selbstverlag. 16 Seiten.